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Weite der Meere und Sehnsucht nach der Heimat

Das legendäre und wie immer gut besuchte Chränzli des Männerchors Marabu und der Theatergruppe Männerchor in der Aula in Ramsen fand dieses Jahr unter dem Motto «Seemann» statt.
Bericht: Jean-Marc Rossi

Wer nicht in der Badewanne singen will – oder darf –, ist im Männerchor Marabu (dem Männerchor Ramsen-Buch-Büsingen) jederzeit willkommen, verkündet Präsident Hans Graf in seiner launigen Begrüssung. Von neuen Interessenten werde kein Vorsingen abverlangt, im Männerchor unter der Leitung von Gottlieb Ruh würden «Geselligkeit und Fröhlichkeit» gepflegt. Und geprobt werde am Mittwoch. Gefackelt wird nicht lange, der «ultimative Männerchor mit den schönen Sängern und den legendären Chränzli» legt ohne Umschweife los. In der Werbung für seine Veranstaltungen fehlt, womit der «Laienchor» am stärksten beeindruckt: die schönen und berührenden Stimmen ohne jegliche elektrische Verstärkung in der voll besetzten Aula Ramsen. Die Männer singen von der Weite der Welt, werden jedoch immer wieder vom Heimweh in die Heimat zurückgeholt. Im Lied «Im Rhein» ist von den grossen Städten die Rede, welchen die Wellen entgegenfliessen – in der Diaschau, die während der Auührung läuft, folgt nach einer Aufnahme der Ruinaulta gleich eine von Köln. «Frisch gesungen» veranschaulicht nach Aussage des Dirigenten Gottlieb Ruh die Lebenshaltung der Sänger. «Wenn wir da in den Text hineinhören, passiert unser Leben an uns vorbei.» Im Lied wird der Gesang als Mittel gegen Übel wie der «stillen Wut» gepriesen. Nach dem Singen ist alles wieder «hübsch und gut». Ein Lied, dessen Notensätze übrigens von Mark Schiesser, dem ehemaliger Redaktor des «Steiner Anzeigers», dem Chor gespendet wurden. Zwei andere Lieder wurden von der Garage Stockwiesen in Thayngen und von Hansjörg Berner gespendet. Gegen den Zeitgeist ansingen In einfachen Worten und eingängigen Melodien singt der Chor gegen den Zeitgeist an. So auch in «Nimms doch endlich locker», in dem das «Immer schneller und immer mehr» beklagt wird, dem die kleinen Dinge und die Aufmerksamkeit für die Wünsche der Liebsten zum Opfer fallen. Nach einer ersten Umbaupause bestimmt das Bühnenbild auch die Auswahl der vorgetragenen Lieder. Ein hölzernes Steuerrad, ein Leuchtturm und eine weisse Schisflanke bilden die Dekoration. Auch die Sänger haben sich umgezogen und tragen nun ein weisses Shirt und Mütze. Die Seemannslieder, besonders die nostalgischen Einlagen mit Solisten («Junge komm bald wieder»), kommen im Publikum speziell gut an und werden mitgeklatscht und mitgesungen. Für 26 Jahre Teilnahme im Chor (das Jubiläum zum 25. fiel 2021 wegen der Pandemie aus) werden Anton Neidhart und Bernhard Ruh ausgezeichnet. Zum Schluss bedankt sich Präsident Hans Graf bei den zahlreichen Helferinnen und Helfern der Küche, im Service und im Hintergrund für die Tischdekoration, das Bühnenbild und die Tombola. Doch der Abend ist noch längst nicht vorbei. Nach einer längeren Umbaupause führt die Theatergruppe Männerchor den einaktigen Schwank «Alles us Verzwyflig» von Arthur Brenner in einer Neubearbeitung von Fritz Klein auf. Darin bittet ein Mitglied des Männerchors seine Tante um Geld für seine Frau und sein Kind – die er beide zu diesem Zweck erfunden hat. In Wirklichkeit will er den Verein unterstützen und diesem eine neue Fahne schenken. Doch dann steht die Tante vor der Tür.